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Beruf

 

Diese Seite umfasst die Abschnitte Schule, Studium, Weiterbildung, Anstellungen und spätere Selbstständigkeit. Eine wichtige Station waren dabei auch meine jahrelangen Satellitenbeobachtungen, lieferten sie doch die Basis für meine Doktorarbeit.

 
 

Ausbildung

 
 

Klassenbild zur Volksschulzeit und 50 Jahre später bei einem Klassentreffen

In der Volksschule Köln-Holweide, Neufelder Straße, mit Klassenlehrerin Frl. Hamm,
und in gleicher Zusammensetzung 50 Jahre später
(Foto: unbekannt)


Das Reifezeugnis (Abitur) von Achim Reichert 1960

Erste Seite des Abiturzeugnisses 1960.

Promotionsurkunde von Achim Reichert als Doktor der Naturwissenschaften (1969)

Promotionsurkunde 1969.

 

Volksschule

Ich wurde im Alter von 5 Jahren, kurz bevor ich 6 wurde, in Köln-Holweide eingeschult.

Der anschließende Besuch einer weiterführenden Schule war damals eine Ausnahme. Schließlich gab es genügend Berufe, die man damals mit abgeschlossener Volksschule ergreifen konnte. Insofern war es nicht ungewöhnlich, dass meine Eltern unsere frühere Klassenlehrerin Frl. Hamm fragten, ob ich denn wohl die Aufnahmeprüfung für´s Gymnasium schaffen könnte. Ihre Antwort haben meine Eltern später oft zitiert: "Wenn der Junge das nicht schafft, setze ich mich selbst nochmal in die Schulbank."

50 Jahre nach Einschulung haben sich viele ehemaligen Klassenkameraden mit unserer Klassenlehrerin getroffen. Sie war inzwischen über 90 Jahre alt, nicht mehr die große stolze Frau wie auf dem Gruppenbild oben, aber geistig noch sehr rege. Schwer vorstellbar, aber sie behauptete, sich noch an mich zu erinnern. Und es hatte in der Tat den Anschein. Ich habe als kleiner Bub von ihr geschwärmt, ihr sogar einen Heiratsantrag gemacht.... Nach diesem Wiedersehen haben wir bis zu ihrem Tode in Briefkontakt gestanden.


Gymnasium

Wie von meiner ehemaligen Volksschullehrerin Fräulein Hamm vorhergesagt, bestand ich die Aufnahmeprüfung und besuchte von 1951 - 1960 das Städt. Naturwissenschaftliche Gymnasium im Vorort Köln-Mülheim. Im dortigen Krankenhaus war ich auch zur Welt gekommen.

Durch Kriegsfolgen bedingt mussten wir uns die ersten Jahre das Gebäude mit dem Lyzeum Genovevastraße in Schichtunterricht teilen. In der Untertertia konnten wir dann einen Neubau in der Düsseldorfer Straße beziehen, traumhaft direkt am Rhein gelegen.

Paradoxerweise tat ich mich in der zweiten Hälfte der Gymnasialzeit leichter als in der ersten und am leichtesten in der Oberstufe. Das lag auch daran, dass mir sowohl der Schulstoff als auch die Lehrkräfte in der zweiten Hälfte erheblich besser lagen als in der ersten. Ich empfand auch das Sozialgefüge und die schulischen Leistungen der Klasse in der zweiten Hälfte homogener als zuvor. Wir hatten auch keinen Klassenprimus mehr wie in Sexta und Quinta, der in Tränen ausbrach, wenn er mal in einer Klassenarbeit nur eine "3" bekam.

Nach damaligen Maßstäben hatte ich ein recht ordentliches Abiturzeugnis. Es lag schätzungsweise im oberen Drittel der Klasse. Nach heutigen Maßstäben würde ich in vielen Fächern am Numerus Clausus scheitern, der damals eher die Ausnahme war. Andererseits kann man die damalige Benotung nicht mit der heutigen vergleichen. Einen Abiturschnitt von 0,9, von dem heute berichtet wird, konnte man damals nicht einmal theoretisch erreichen.

In dem Glauben, Latein sei schwer und sollte deshalb für mich nicht im Abitur vorkommen, hatten meine Eltern mich mit Latein als erster Fremdsprache eingeschult. Dann wäre ich in der Obersekunda damit fertig gewesen. Sie konnten nicht ahnen, dass ich mich gerade mit Latein leicht tat und es deshalb anschließend als Wahlfach bis zum Abitur nahm.

Vier Lehrer möchte ich besonders hervorheben:

  • Oberstudiendirektor a.D. Dr. Dr. Holöhr: Ein begnadeter Pädagoge. Wir hatten bei ihm Latein und Mathematik und er war mehrere Jahre unser Klassenlehrer. Er verteidigte die ungewöhnliche Fächerkombination damit, beides sei logisch. Deshalb verstand er auch nicht, weshalb ich mich mit Mathematik ungleich schwerer tat als mit Latein. Sein besonderes Verdienst um mich: Als ich in der Mittelstufe mal eine Zeit lang in mehreren Fächern auf "4" stand und meine Mutter ihn am Elternsprechtag um Rat fragte, erstaunte er sie mit der Diagnose, dass es nicht am Fleiss oder am Können liege. Ob es irgendetwas gäbe, was mir Freude machen würde, mich auf andere Gedanken brächte und Ansporn wäre. Da fiel meiner Mutter ein, dass ich vom letzten Tag der Offenen Tür begeistert vom Hobby eines Oberstufenschülers berichtet hätte: Amateurfunk. Dann solle sie mir das ermöglichen, riet Dr. Holöhr. Und so kam ich zum Amateurfunk.
  • In der Oberstufe war Oberstudienrat Koch unser Klassenlehrer. Bei ihm hatten wir Mathematik und Physik. Als er hörte, dass ich nach dem Abitur Physik studieren wollte, nahm er mich in diesem Fach besonders häufig dran, was meinen Abiturleistungen zugutekam.
  • Bei Oberstudienrat Hamann hatten wir Englisch und Geschichte. Er hatte den Mut, im Geschichtsunterricht die Zeit des "Dritten Reichs" nicht auszuklammern, wie es vielfach an deutschen Schulen aus der Angst heraus geschah, etwas falsches zu sagen. Er schilderte diese Zeit aus eigenem Erleben anschaulich und mit viel Hintergrundwissen. Überhaupt hatte er die Gabe, den Unterrichtsstoff mit viel angelesenem Hintergrundwissen interessant zu gestalten und nicht nur Ereignisse und Jahreszahlen zu pauken. Ihm verdanke ich mein großes Interesse für Gegenwartskunde und Politik, was sich in jahrelanger Note 1 und späterem politischen Engagement niederschlug.
  • "Last not least" hatten wir in der Mittelstufe einen Religionslehrer, dessen Namen ich leider vergessen habe. Doppelt promoviert: Dr. theol. und Dr. phil., ein "kluges Haus". Eine Aussage von ihm werde ich nie vergessen, sie habe ich seither oft zitiert: "Mit dem Lehrgebäude der Theologie kann ich Euch beweisen, dass es Gott geben muss. Mit dem Lehrgebäude der Philosophie, dass es ihn gar nicht geben kann."
 

Studium

Während viele jungen Leute vor dem Abitur noch keine konkreten Vorstellungen haben, was sie mal werden wollen, wusste ich das schon Jahre vorher: Ich wollte Physiker werden. Das Buch von Ernst Zimmer "Umsturz im Weltbild der Physik" habe ich geradezu verschlungen.

Ich wusste, dass man dazu gute bis sehr gute mathematische Noten haben sollte. Und gerade darüber verfügte ich nicht. Das hätte mir beim Vordiplom fast "das Genick gebrochen". Mein Glück war, dass wir vom Gymnasium her zu viert waren, aus vier Parallelklassen, die das Abitur machten. Und einer davon war geradezu ein mathematisches Genie. Der ehemalige Mitschüler, der uns vieles erklärt hat, war so gut, dass er sogar einem der Mathematikprofessoren, der selber ein Ass war, nachgewiesen hat, dass eine seiner Beweisführungen nicht stichhaltig war.

Nach dem Vordiplom im Jahre 1964 (Prüfungsfächer: Experimentalphysik, Theoretische Physik, Mathematik, Chemie) spezialisierte ich mich auf Geophysik und besuchte diesbezügliche Vorlesungen und Seminare. Da es zu dieser Fachrichtung damals noch keine Diplom-Prüfungsordnung gab, konnte ich auf diesem Gebiet keine Diplomprüfung ablegen. Ich bewarb mich daher bei Prof. Dr. H.K. Paetzold, Ordinarius für Geophysik und Meteorologie und Leiter des gleichnamigen Instituts der Universität, um ein Thema für eine Doktorarbeit, die ich im Mai 1965 begann und vier Jahre später erfolgreich beendete. Gesamtbewertung für Dissertation und mündliche Prüfung: Gut.

Für diese Arbeit musste eine Peilstation auf einem gepachteten Gelände am Stadtrand von Köln errichtet werden, das weithin frei von Gebäuden und Bäumen war und vorher auf die Homogenität der Bodenbeschaffenheit untersucht worden war. Je nach zeitlicher Lage der Satellitenpassagen waren vielfach auch Nachtmessungen erforderlich. Dabei habe ich eine neue Art periodischer Azimutabweichungen entdeckt, die bisher aus der einschlägigen Fachliteratur nicht bekannt war. Sie zu deuten und den Zeitpunkt der genauesten Peilung zu bestimmen, war Gegenstand meiner Arbeit.

Beim Dissertationsthema "Azimutabweichungen bei Satellitenpeilungen" kam mir dreierlei zugute:

  • Mein Doktorvater und sein Assistent Zschörner, damals noch im Max-Planck-Institut für Stratosphärenforschung in Weissenau bei Ravensburg, hatten mit einem ähnlichen Gerät schon erste Erkenntnisse aus Satellitenpeilungen in den Jahren 1957 - 1960 im Telefunken-Testgelände in Ulm gewonnen.
  • Ich verfügte bereits über Erfahrungen mit Funkbeobachtungen sowjetischer Erdsatelliten im Kurzwellenbereich, wozu ich Bahndaten von der amerikanischen Weltraumbehörde NASA bezog. Die Beobachtungsergebnisse dieser Station fanden u.a. in der Doktorarbeit meines Studienkollegen Axel Köhler Verwendung.
  • Durch Axel Köhler wiederum konnte ich auf ein EDV-Programm zur Berechnung der Bahndaten künstlicher Erdsatelliten zurückgreifen, das auf dem gemeinsamen Rechenzentrum der Universitäten Köln und Bonn in Bonn lief. Hierfür musste ich die Programmiersprache FORTRAN für wissenschaftliche Anwendungen erlernen.

In seiner abschließenden Gesamtbeurteilung vom 20.05.1969, die auch meine erste Satellitenbeobachtungsstation, Arbeiten für das geophysikalische Institut und die Mitwirkung bei der Ausstellung "Mensch und Weltraum" im Kölner Messegelände einschloss, schrieb Prof. Paetzold: "Herr Reichert hat damit Initiative und Vielseitigkeit bewiesen, die über die Anforderungen einer Promotionsarbeit hinausgehen."


Weiterbildung


Zertifikat für Achim Reichert über die erfolgreiche Teilnahme am Fernsehkurs „Management für alle Führungskräfte in Wirtschaft und Verwaltung (1972/1973)

Zertifikat über die erfolgreiche Teilnahme am Fernsehkurs „Management für alle Führungskräfte in Wirtschaft und Verwaltung“, der Punktezahl nach mit der Note „Sehr gut“ (1972/3).

Lebenslanges Lernen

Schon zu meiner Zeit wurde von der Notwendigkeit lebenslangen Lernens gesprochen und nicht erst heute. Großes Lob meinen früheren Arbeitgebern, die das stets unterstützt und die Teilnahme bezahlt haben. Aber auch als Selbstständiger, als ich für die Kosten dann selbst aufkommen musste, habe ich viel für meine Weiterbildung getan. Insgesamt habe ich in meinem Leben ca. 30 Weiterbildungsveranstaltungen besucht. 

 

Zertifikat für Achim Reichert über die erfolgreiche Fortbildung zum Qualitätsmanager der Deutschen Gesellschaft für Qualität (DGQ)

Zertifikat über die nach mehrwöchentlicher Kursteilnahme 1998 bestandene Prüfung als Qualitätsmanager der Deutschen Gesellschaft für Qualität (DGQ).

Insbesondere die Zertifikate „DGQ-Qualitätsmanager“ und „EFQM-Assessor“ sind in jener Zeit entstanden. Themenfelder:

  • Strategisches Management
  • Mitarbeiterführung
  • Rationalisierung, Automatisierung
  • Produktions- und Materialwirtschaft
  • Technische Harmonisierung und Normung

 

 

Bescheinigung für Achim Reichert über die Teilnahme am Assessor-Training der Deutschen Gesellschaft für Qualität

Teilnahmebescheinigung der Deutschen Gesellschaft für Qualität (DGQ) am Assessor Training ( 1999).

  • Prüf- und Zertifizierungswesen in Europa
  • Wertanalyse
  • Gefahrstoff-Verordnung
  • Qualitätswesen
  • Produkthaftung
  • Verbesserung von Unternehmensprozessen
  • Frühwarnsignale und Abbruchentscheidungen für FuE-Projekte
  • Auswirkung von Basel II auf die Kreditvergabe an kleine und mittlere Unternehmen

 

 

Satellitenbeobachtung

Vielleicht wundert es Sie ja, dieses Thema auf der Seite „Beruf“ zu finden, ist diese Tätigkeit doch letztlich aus einem Hobby entstanden: dem Amateurfunk. Ich verdanke ihr aber nicht nur eine hochinteressante Tätigkeit, eine spannende Zeit, sondern letztlich auch die Grundlage für meine spätere Doktorarbeit, die sich mit Satellitenbeobachtung befasste, und damit die Qualifikationsgrundlage für meinen Beruf.

Als Funkamateur fing alles an. Im Frühjahr 1962 habe ich begeistert festgestellt, dass es mit meinen ursprünglich bescheidenen Mitteln möglich war, die Funksignale sowjetischer Erdsatelliten auf 20 MHz zu empfangen. Seit dem Start von Sputnik I, dem ersten künstlichen Erdsatelliten überhaupt, waren zwar schon 5 Jahre vergangen. Aber es war noch immer Neuland, wie mir das große Interesse der Medien zeigte. 

 

Teilansicht der von Achim Reichert betriebenen Satellitenbeobachtungsstation am Stadtrand von Köln

Teilansicht der von mir betriebenen Satelliten-beobachtungsstation am Stadtrand von Köln
(Foto: unbekannt)

 

Satellitenbeobachtung in Köln: Stand auf der Ausstellung "Mensch und Weltraum" im Kölner Messegelände.

Satellitenbeobachtung in Köln: Stand auf der Ausstellung "Mensch und Weltraum" im Kölner Messegelände
(Foto: unbekannt)

 

Eine Collage aus Stellen, mit denen Achim Reichert im Rahmen seiner Satellitenbeobachtung zu tun hatte.

Eine Collage aus Stellen, mit denen ich im Rahmen
meiner Satellitenbeobachtung zu tun hatte.

 

Es war mir weder technisch möglich, noch war ich befugt, die Inhalte von Telemetriesignalen zu entschlüsseln. Mir hat es schon genügt, die so genannten Radiohorizonte der Satellitensignale sekundengenau zu erfassen, also die Zeiten, zu denen die Satellitensignale hörbar werden und später wieder verstummen. Später kam noch die Registrierung der Feldstärkeschwankungen hinzu, die durch den Faraday-Effekt bedingt sind. Beides zusammen erlaubt Rückschlüsse auf den Zustand der Ionosphäre, die in einer Höhe von 80 km über der Erde beginnt und ihre größte Elektronendichte in ca. 300 km Höhe hat.

Ich begann schon sehr früh damit, diese Messungen sehr systematisch durchzuführen und wissenschaftlichen Zwecken zuzuführen. Um zu statistisch relevantem Material zu kommen, war es notwendig, möglichst viele Satellitenpassagen zu erfassen und nicht nur dann und wann mal, wenn man dazu Zeit und Lust hatte. Das war häufig auch mit Nachtarbeit und wenig Schlaf verbunden, was eine robuste Gesundheit voraussetzt und man auf Dauer nicht einfach so wegsteckt.

Neben dem wissenschaftlichen Nutzen meiner Tätigkeit war die intensive Medienberichterstattung für mich nicht nur eine Begleiterscheinung, sondern hoch willkommen, um die Weltraumforschung einer breiten Öffentlichkeit nahe zu bringen: Die neuen Möglichkeiten, Erkenntnisse und ihr Nutzen. Insofern war es konsequent, die Nähe zur Volkssternwarte Köln zu suchen und die Satellitenaktivität zum Januar 1963 dort anzugliedern. Denn auch die Bochumer Satellitenbeobachtung, die uns um Jahre voraus war, hatte die Volkssternwarte Bochum als Träger. Es gelang uns aber leider gemeinsam nicht, die Stadt Köln für ein ähnliches Engagement zu gewinnen, wie es Heinz Kaminski in Bochum gelungen war. Zwar bewilligte Oberstadtdirektor Max Adenauer im Februar 1964 einen Zuschuss in Höhe von 1.000,-- DM zu den Betriebskosten, wollte sich aber darüber hinausgehend nicht engagieren.

Daran änderte auch ein Statement von Prof. Dr. H.K. Paetzold nichts. In der Fernsehsendung „Hier und Heute“ des Westdeutschen Rundfunks sagte der Direktor des Instituts für Geophysik und Meteorologie der Universität zu Köln am 15. Januar 1965:

"Wir wollen mit der Kölner Satellitenstation in Zusammenarbeit mit der Bochumer Aufschlüsse über die Ionosphäre, ihre Veränderungen, aus Satellitendaten gewinnen. Das ist notwendig, von verschiedenen Stationen aus zu machen, weil die Erscheinungen sehr komplex sind. In Köln ist durch private Initiative eine gut arbeitende Station entstanden. Sie bedarf jetzt der Förderung durch die öffentliche Hand, um den wachsenden wissenschaftlichen Aufgaben gerecht zu werden. Ich halte es für den Kölner Raum für außerordentlich wichtig, dass auch sie eine solche Station aufweist, die wissenschaftlichen Wert besitzt..."

Als die Stadt Köln im Folgejahr selbst diesen vergleichsweise kleinen Betrag nicht mehr bereitstellen wollte, mussten wir uns nach einem neuen Träger umschauen. Im Juni 1965 kam es dann mit Hilfe uns wohl gesonnener Herren zur Gründung der Gesellschaft für Satellitenbeobachtung e.V. Zwar beteiligten wir uns im April 1966 noch mit einem eigenen Stand an der Ausstellung "Mensch und Weltraum". Enttäuscht über die Haltung der Stadt Köln sollte aber die Gewinnung wissenschaftlich verwertbarer Daten unsere Hauptaufgabe sein. Mit dieser Zielsetzung wandten wir uns an den Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfallen mit der Bitte um Unterstützung. Ein dadurch initiiertes Gespräch im Landesforschungsamt ließ aber schon bald erkennen, dass auch von dort keine Unterstützung zu erwarten war. Erschwerend kam hinzu, dass auch unsere Arbeit im bisherigen Rahmen durch einen leistungsstarken Telexsender aus Afrika lange Zeit unmöglich wurde, da er genau auf der Satellitenfrequenz 20 MHz arbeitete. Verständlicherweise erlahmte dann auch das Interesse unserer Mitglieder.

Sie folgten dann Anfang 1968 dem Antrag des Vorstands, die Gesellschaft aufzulösen, da es trotz erheblicher Anstrengungen nicht gelungen ist, der Gesellschaft eine tragfähige Basis für ihre satzungsgemäßen Aufgaben zu geben. Der Satzung der gemeinnützigen Vereinigung entsprechend gingen die verbliebenen Geld- und Sachwerte an die Universität zu Köln.

Allen, die bei dieser Tätigkeit mitgewirkt, sie direkt oder indirekt unterstützt, als Journalist darüber berichtet und letztlich mit mir versucht haben, mehr daraus zu machen und das Ganze auf eine professionelle, dauerhafte Basis zu stellen, möchte ich auch an dieser Stelle nochmals meinen allerherzlichsten Dank aussprechen. Vielleicht erinnert sich ja der eine oder andere an diese Zeit, sucht danach im Internet und findet diese Zeilen. 

 

Anstellungen

Ich war ca. 25 Jahre lang für Großunternehmen der Elektro-, Luft- und Raumfahrtindustrie tätig, die den Konzernen AEG-Telefunken, Philips und Daimler angehörten. In den Bereichen Entwicklung, Produktion und Qualitätswesen habe ich es vom Sachbearbeiter bis zum ltd. Angestellten mit Prokura gebracht.

Auch wenn ich in dieser Zeit, durch Zeugnisse belegt, viel erreicht habe, so macht es mich doch traurig, dass davon nichts übrig geblieben ist. Entweder gibt es diese Firmen gar nicht mehr, in stark geschrumpfter Größe und Bedeutung oder nur noch als weiter verwendete Marke ohne eigene Identität. 

 

TELDIX, Heidelberg (1969 – 1971)

Am 1. Juli 1969 trat ich bei der Fa. TELDIX GmbH in Heidelberg meine erste Stelle an. TELDIX kannte ich durch meine Frau. Als wir uns kennenlernten, leitete sie dort die elektrische Wareneingangsprüfung. Diese Stellung gab sie gut ein Jahr zuvor auf, um zu mir nach Köln zu ziehen; denn ich war ja zur Zeit unserer Eheschließung noch mit meiner Doktorarbeit beschäftigt. Meiner Einstellung kam auch der Umstand zugute, dass mein künftiger Chef und ich zufälligerweise denselben Doktorvater H.K. Paetzold hatten. Diese Gemeinsamkeit ergab sich erst beim Vorstellungsgespräch.

TELDIX war damals eine gemeinsame Tochter von Telefunken und der amerikanischen Bendix Corporation, diese wiederum eine Tochter der Ford Motor Company. Mit ca. 800 Mitarbeitern entwickelte und fertigte TELDIX Navigations- und Stabilisierungssysteme für Luft- und Raumfahrt, sowie spezielle Landfahrzeuge. Zudem entwickelte sie das erste Antiblockiersystem für PKWs, das eine TÜV-Zulassung erhielt. Inzwischen ist TELDIX in der US-amerikanischen Rockwell Collins Inc. aufgegangen.

Zu meinen Aufgaben gehörte damals die Erfassung klimatischer Verhältnisse in Europa auf Basis von Daten des Deutschen Wetterdienstes als Entscheidungsgrundlage für die temperaturmäßige Belastbarkeit von Navigationsgeräten, die Bearbeitung von Genauigkeits- und Zuverlässigkeitsfragen bei Navigationsanlagen, dazu auch die Planung, Durchführung und Auswertung von Testfahrten mit anschließender Simulation auf einer Analogrechenanlage zum Vergleich von Theorie und Praxis.

Meine Arbeitsergebnisse wurden in zahlreichen Untersuchungsberichten dokumentiert. Als Nebenaufgabe übernahm ich auch die Neuordnung der umfangreichen Fachbibliothek. 

 

TE KA DE, Nürnberg (1971 – 1981)

Die TE KA DE Felten & Guilleaume Fernmeldeanlagen GmbH war zu der Zeit, als ich dort tätig war, eine Beteiligungsgesellschaft von Philips und der Kölner Felten & Guilleaume Carlswerk AG. Mit ca. 2.500 Mitarbeitern an drei Standorten im Nürnberger Raum entwickelte und fertigte sie eine breite Palette von Fernmeldegeräten, insbesondere Übertragungssysteme auf Trägerfrequenzbasis für die Deutsche Bundespost, Nebenstellenanlagen, Datenmodems und Autotelefonsysteme (Vermittlungseinrichtungen und Mobilteile).

Der Einfluss von Philips auf TE KA DE war damals schon hoch. In den drei Positionen, die ich dort innehatte, war ich auch in die diesbezügliche Organisation des Philips-Konzerns eingebettet. Entsprechend oft war ich in Holland und an anderen Standorten der Hauptindustriegruppe TDS (Telecommunications and Defense Systems).

Abteilungsleiter "Qualitätsüberwachung Bauelemente und Material" (1971 - 1973)

Zu den Aufgaben der Abteilung gehörten die Untersuchung neuer Bauelemente und Materialien auf Qualität und Zuverlässigkeit, die Untersuchung gehäufter Bauelementeausfälle, die Unterstützung anderer Abteilungen bei allen Arten von Problemen mit Bauelementen und Materialien, die labormäßige Prozessüberwachung der Leiterplattenfertigung, die Standardisierung und damit Typenbeschränkung der für Neukonstruktion zugelassenen Bauelemente und technische Lieferantenkontakte. Zur Abteilung gehörten eine Dipl.-Physikerin, mehrere graduierte Ingenieure, Techniker und Laborantinnen.

Abteilungsleiter "Prüf- und Qualitätsplanung" (1973 - 1977), Stellvertreter des Hauptabteilungsleiters "Qualitätswesen" 

Die Hauptabteilung Qualitätswesen hatte in der damaligen TE KA DE eine sehr starke Stellung. Zu ihr gehörten alle Abteilungen mit Aufgaben der Qualitätsprüfung und –Sicherung. So interpretierte die Güteprüfstelle des Bundesamtes für Wehrtechnik und Beschaffung, einer unserer wichtigsten Kunden, die Forderungen der NATO-Norm AQAP-1.

Meine Abteilung Prüf- und Qualitätsplanung war quasi die Arbeitsvorbereitung für die Prüffelder. Zusammen mit dem Prüfmittelbau hatte sie für die termingerechte Bereitstellung von Prüfplänen, Prüfeinrichtungen und Prüfsoftware für den Fertigungsanlauf neuer Produkte zu sorgen, für Qualitätsstatistik und Maßnahmen zur Qualitätsanhebung, hatte innerhalb des Qualitätswesens vielfältige Regie- und Koordinationsaufgaben zu erfüllen und hatte sich um alle Probleme zu kümmern, für die sich sonst keiner zuständig fühlte oder damit überfordert war.

Darüber hinausgehend fungierte ich persönlich als zentraler Ansprechpartner des Qualitätswesens für interne und externe Stellen. Dazu gehörte auch die Vertretung von TE KA DE in nationalen und internationalen Qualitätsgremien des Philips-Konzerns, der EXACT-Organisation zum Austausch von Prüfergebnissen elektronischer Bauelemente und der Deutschen Gesellschaft für Qualität (DGQ). Ich war stellvertretender Leiter des regionalen Arbeitskreises Nürnberg der DGQ.

Ich hatte maßgeblichen Anteil an der Anerkennung des Qualitätssicherungssystems von TE KA DE nach der vorhin erwähnten NATO-Norm AQAP-1. Dazu wurden unter meiner Federführung alle organisatorischen Probleme gelöst und das Ergebnis dokumentiert.

Abteilungsleiter "Technische Arbeitsvorbereitung" (1978 - 1981), Stellvertreter des Hauptabteilungsleiters "Fabrikbereich"

Zu den Aufgaben der Technischen Arbeitsvorbereitung gehörten die Einführung neuer Fertigungstechnologien, die Planung grundsätzlicher und produktspezifischer Fertigungsabläufe, Anlagen und Einrichtungen, die Fertigungsüberleitung neuer Produkte, die Steuerung technischer Änderungen und die Erstellung des Jahresproduktionsplans.

Unter meiner Leitung wurde insbesondere die für uns äußerst wichtige Printplattenfertigung modernisiert und zwar die Fertigungsschritte Bohren, Bürsten, Schablonieren (Siebdruck, Film) und Kontrolle.

Als Leiter dieser Abteilung vertrat ich TE KA DE auch in den nationalen und internationalen Arbeitsgremien des Philips-Konzerns für Industrial Engineering. 

 

AEG, DASA, Hamburg/ Wedel (1982 – 1994)

Ich bewarb mich auf ein Inserat in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) vom 26. September 1981 und erhielt den Zuschlag zum 1. Januar 1982. In dem Inserat wurde ein produktionserfahrener Dipl.-Ing./ Dr.-Ing. der Fachrichtung Elektrotechnik/ Elektronik zum Auf- und Ausbau der neu geschaffenen Stabsstelle „Fertigungskonzeptionen/ Fertigungskoordination“ gesucht, die direkt der Geschäftsleitung unterstellt ist. Auftraggeber des Inserats und mein neuer Arbeitgeber war der Geschäftsbereich Industrieanlagen, Schiffbau und Sondertechnik der AEG-Telefunken AG. Mit über 2 Milliarden DM Umsatz und 10.000 Mitarbeitern in 10 Fachbereichen und zugeordneten Beteiligungsgesellschaften war er damals der größte des Konzerns. Ich unterstand damit unmittelbar dem Leiter dieses Geschäftsbereichs, Dr.-Ing. Claus Müller.

Zu meinen Aufgaben gehörte die Verbesserung der Auslastung unserer Produktionsstätten, insbesondere durch Verhinderung unbegründeter Fremdvergaben und Vermeidung von Doppelkapazitäten, Beiträge zur Verbesserung ihrer Wirtschaftlichkeit, Mitwirkung im Entscheidungsprozess über größere Investitionsvorhaben von Produktionsbereichen und Federführung aller Aktivitäten des Geschäftsbereichs zur Senkung der gerade im Schiffbau hohen Unfallzahlen. Ich war Vorsitzender der Arbeitsschutzkommission nach § 11 ASiG für die norddeutschen Betriebsstätten des Geschäftsbereiches.

Im April 1982 wurde ich als ltd. Angestellter i.S. § 5 Abs. 3 BetrVerfG eingestuft. Im Oktober 1983 wurde ich von den ltd. Angestellten der Hamburger Betriebsstätten als ihr Wahlmann für die Wahl der Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat nach Frankfurt entsandt.

Am 9. August 1982, just an dem Tag, an dem ich mit meiner Familie nach bestandener Probezeit unseren neuen Wohnsitz in die Nähe von Hamburg bezog, meldete AEG-Telefunken beim Amtsgericht Frankfurt Vergleich an. Das hatte nicht nur gravierende Auswirkungen auf die verlustbehafteten Bereiche des Konzerns, sondern auch auf unseren, der Gewinne erwirtschaftete.

1985 wurde AEG von Daimler übernommen. Im Zuge der Neuorganisation wurde unser großer Geschäftsbereich auf den ursprünglichen Kern "Marine- und Sondertechnik" mit vier Fachbereichen reduziert und hierfür eine neue Leitung bestellt. Auch die Unterstruktur wurde neu formiert. So wurden ab 01.07.1985 die beiden Stabsabteilungen Entwicklungskonzeptionen und Fertigungskonzeptionen und -Unterstützung zur neuen Hauptabteilung "Technische Konzeptionen und –Unterstützung“ zusammengefasst, den ich zunächst leitete. Die fachliche Zuständigkeit für Fertigungsbelange blieb auch unter dem neuen Hauptabteilungsleiter erhalten, dessen Stellvertreter ich wurde.

Mein Arbeitsschwerpunkt in dieser Zeit war meine maßgebliche Mitwirkung bei der Realisierung des Standortkonzeptes Hamburg. Dieses bestand in der Aufgabe mehrerer Standorte und Konzentration aller Aktivitäten an den verbleibenden Standorten, verbunden mit einem beträchtlichen Synergiepotenzial. Ich war Mitglied und Leiter mehrerer Projektteams, federführend für den Um- und Ausbau der Betriebsstätte Wedel und stellvertretender Projektleiter des Gesamtvorhabens. Bei dieser Gelegenheit lernte ich auch den Vorstandsvorsitzenden der AEG, Heinz Dürr, persönlich kennen und war beeindruckt, dass er sich bis zur nächsten Begegnung sogar meinen Namen gemerkt hatte.

Mit Wirkung vom 01.01.1986 erhielt ich Handlungsvollmacht, ab dem 01.01.1989 Prokura. Ich habe mich sehr darüber gefreut, dass mir zu dieser Ernennung viele aus dem Konzern gratuliert haben. So schrieb mir dazu beispielsweise ein für meine Arbeit wichtiger Mann aus der Konzernzentrale: "Von allen durch die Vorstandsmitteilung xxx bekannt gemachten Ernennungen hat mich die Ihre am allermeisten gefreut."

Im Mai 1989 entstand unter Leitung des späteren Vorstandsvorsitzenden des Daimler-Konzerns, Jürgen Schrempp, die "Deutsche Aerospace AG" (DASA) als neuer Unternehmensbereich des Daimler-Konzerns. Auch ihn lernte ich persönlich kennen. In der DASA wurden die Bereiche MBB mit Airbus, Dornier, MTU und zwei Geschäftsbereiche von AEG zusammengefasst, u.a. dem unseren. Für die beiden ausgegründeten Geschäftsbereiche der AEG wurde die Telefunken Systemtechnik GmbH (TST) als Mantel gegründet.

Mir wurde die Leitung des neuen Funktionsbereiches „Qualitätssicherung“ übertragen, zu dem die Hauptabteilungen Qualitätssicherung an den Standorten Ulm und Wedel gehörten. Ich berichtete in dieser Funktion unmittelbar dem für Technik zuständigen Geschäftsführer von TST, Dr.-Ing. Torolf Blydt-Hansen. Wichtigste Aufgabe in dieser Zeit war die Umstellung des Qualitätssicherungssystems und seiner Dokumentation im QS-Handbuch von der NATO-Norm AQAP-1 auf die zivile Norm DIN-ISO 9001 und die Harmonisierung der Gegebenheiten innerhalb der TST.

Im Zuge einer Neugliederung der DASA nach Produktbereichen verloren solche standort- und bereichsübergreifenden Klammerfunktionen an Bedeutung und entfielen später ersatzlos. Ab 01.01.1992 wurde ich im neuen Produktbereich Energie- und Anlagentechnik in Wedel (bei Hamburg) mit technischem Controlling beauftragt. Zu meinen Aufgaben gehörte das Controlling eigenfinanzierter Entwicklungsvorhaben mit Gegenüberstellung von Kostenhochlauf und technischem Fortschritt und Begründung von Diskrepanzen, die Federführung bei Erstellung und Realisierung eines Fertigungskonzepts mit erheblicher Personal-, Betriebsmittel- und Flächeneinsparung sowie die Straffung des Raumbedarfs in Anpassung an rückläufige Auftragsvolumina.

Aufgrund gravierender Verschlechterung ihrer unternehmerischen Rahmenbedingungen sah sich die DASA im Herbst 1993 veranlasst, ihre Aktivitäten zu straffen, sich von 16.000 Mitarbeitern zu trennen, mehrere Werke zu schließen und sich auch von unserem Standort Wedel zu trennen. Gut ein Jahr später, zum 31.12.1994, schied ich aus betriebsbedingten Gründen mit einem Aufhebungsvertrag und angemessener Abfindung aus den Diensten der DASA.

Im ihrem Zeugnis bescheinigte mir  die Deutsche Aerospace

  • hohe Einsatzbereitschaft und Eigeninitiative,
  • starke Belastbarkeit auch in Stresssituationen,
  • ausgeprägtes Kostenbewusstsein,
  • die Fähigkeit, sowohl in großen Zusammenhängen zu denken, als auch den Dingen detailliert auf den Grund zu gehen,
  • Teamfähigkeit, Mitarbeiter und Projektgruppen zielbewusst zu führen und zu motivieren,
  • durch seine Persönlichkeit, umfangreiches Fachwissen und Kompetenz zu überzeugen.

Später ist dann die DASA in der EADS aufgegangen (European Aeronautic Defence and Space Company). Mit ca. 50 Mrd. Jahresumsatz und über 130.000 Mitarbeitern an 70 Standorten ist die EADS Europas größter Luft- und Raumfahrt- sowie Europas zweitgrößter Rüstungskonzern. Seit 2014 firmiert der Konzern unter dem Namen seiner zivilen Sparte Airbus.

 

Selbstständigkeit

Ich hatte zwar schon zu Anstellungszeiten mit Selbstständigkeit geliebäugelt, um eines Tages mein eigener Herr zu sein. Doch fehlte mir für diesen Schritt der Mut, solange ich eine gut dotierte und sichere Stellung hatte. Als sich im Rahmen des radikalen Sanierungsprogramms "Dolores" der Deutschen Aerospace (DASA) abzeichnete, dass mit 16.000 anderen auch mein Arbeitsplatz ernsthaft gefährdet war, blieb mir gar nichts anderes mehr übrig. Mit 53 Jahren war ich nämlich für den Arbeitsmarkt zu alt und für eine Berentung zu jung.

Nach allem, was man über Existenzgründungen liest, erfüllte ich dafür zwar die meisten Voraussetzungen, die wichtigste jedoch zu wenig, nämlich über Beziehungen zu einer Vielzahl wichtiger Entscheidungsträger und Multiplikatoren zu verfügen. So gewann ich zwar bei den nacheinander gewählten Formen der Selbstständigkeit zufriedene Kunden, jedoch zu wenige, um auf Dauer davon leben zu können. Dadurch blieb mein Erfolg als Selbstständiger hinter meinem Erfolg als Angestellter erheblich zurück.  

 

Unternehmensberatung (1997 – 2001)

Da ich Ende 1994 zum Fraktionsvorsitzenden von STATT Partei in der Hamburgischen Bürgerschaft gewählt worden war, habe ich diese Tätigkeit nicht unmittelbar nach Ausscheiden aus der DASA begonnen, sondern erst Ende 1997. Eine Parallelität der beiden Tätigkeiten wäre nämlich damals angesichts der Turbulenzen, in denen sich STATT Partei befand, unmöglich gewesen

Ich ging an die Tätigkeit als Unternehmensberater mit großem Elan und voller Optimismus ran, verfügte ich doch aus meinen Anstellungen und dem Besuch zahlreicher Fortbildungsveranstaltungen über eine reiche Berufserfahrung. Obwohl ich gerade auf dem Gebiet des Qualitätswesens viele Jahre erfolgreich tätig gewesen war, ergänzte ich die praktische Erfahrung noch durch die die Absolvierung mehrerer Lehrgänge der Deutschen Gesellschaft für Qualität (DGQ), wozu ich früher keine Zeit gehabt hätte, und erhielt nach bestandener Abschlussprüfung das Zertifikat "Qualitätsmanager (DGQ)". Zusätzlich absolvierte ich noch das TQM-Assessor-Training der DGQ (TQM = Total Quality Management).

Ich musste aber leider erkennen, dass fachliche Kompetenz und die persönliche Eignung zum Unternehmer nicht ausreichen, um damit dauerhaft erfolgreich zu sein. Als Angestellter hatte ich mich nie um Aufträge bemühen müssen. Zudem war ich stets Angestellter großer Industrieunternehmen, aber nie Angestellter einer Unternehmensberatung, wusste also nicht, wie dort "der Hase läuft", wie die an Aufträge kommen. Mir sagte später mal ein inzwischen erfolgreicher Chef einer mittelgroßen Unternehmensberatung, dass es für Seiteneinsteiger schwer sei, in dieser Branche Fuß zu fassen.

Ich musste zur Kenntnis nehmen, dass gerade in dieser Branche persönliche Beziehungen in die Vorstandsetagen für den Erfolg ausschlaggebend sind und eine noch so gute Werbung kaum etwas bewirken kann. In Wirklichkeit ist es noch schlimmer: Ein guter Draht zu einem der Entscheidungsträger reicht oft nicht aus. Alle, die über eine Auftragsvergabe mitzuentscheiden haben, müssen den potenziellen Auftragnehmer kennen und eine gute Meinung von ihm haben. So wurde manche Auftragschance, die auf mich zulief, im letzten Moment anders entschieden.

Meinen mit Abstand größten Auftrag erhielt ich von der Dräger Medizintechnik GmbH, einem Unternehmensbereich der Drägerwerk AG in Lübeck. Dräger ist Gobal Player auf dem Gebiet der Medizin- und Sicherheitstechnik. Aufgabenstellung war das Coaching eines Projektteams zur Senkung der Herstellkosten eines in Entwicklung befindlichen Gerätes, insbesondere mit Hilfe der Wertanalyse. Meine Tätigkeit beurteilte Projektleiter Dr. Klaus Freudenstein abschließend wie folgt: "Einhellige Meinung im Projektteam war, dass Sie große fachliche Kompetenz haben... Es hat uns beeindruckt, mit wieviel Einsatz Sie sich spezielles Knowhow über unser Arbeitsgebiet angeeignet haben... Sie waren außerordentlich engagiert, flexibel und zielstrebig... Sie haben in den Diskussionen jeden zu Wort kommen lassen... Besonders beeindruckt hat uns Ihre Fähigkeit, längere Diskussionsbeiträge prägnant zusammenzufassen und auf den Punkt zu bringen..." 

 

Öffentlichkeitsarbeit (2001 – 2006)

Auf der Suche nach einer selbstständigen Tätigkeit mit leichterem Marktzugang als dem der Unternehmensberatung fiel mein Blick auf ein Inserat in der Rhein-Neckar-Zeitung (RNZ) vom 03. März 2001. Wie Sie der Webseite meiner Frau entnehmen können, stammt sie aus Heidelberg, dort haben wir geheiratet und dort sind ihre Eltern beerdigt. Ein Dauer-Abo der in Heidelberg erscheinenden Rhein-Neckar-Zeitung hatte ihre Schwester ihr vor Jahren geschenkt, als Brücke zur Heimat.

Unter der Schlagzeile „Unser Markt: Politik und Wirtschaft“ wurde in dem Inserat für eine anspruchsvolle Tätigkeit ein Repräsentant im Außendienst gesucht, gerne auch im fortgeschrittenen Alter. Es handele sich dabei um eine angesehene und sehr selbstständige Tätigkeit, in deren Rahmen Kontakte zu Unternehmen aller Branchen geschlossen würden. Alles Stichworte, die sich für mich gut anhörten.

Wie das daraufhin in Stuttgart zustande gekommene Gespräch ergab, handelte es sich bei dem Inserenten um eine Servicegesellschaft, die vorwiegend für die baden-württembergische CDU und ihre Mittelstands- und Wirtschaftvereinigung (MIT) tätig ist. Zur fraglichen Zeit war Baden-Württemberg eine CDU-Hochburg, ein sehr erfolgreicher Landesverband in dem neben Bayern erfolgreichsten Bundesland. Erwin Teufel war damals Ministerpräsident, 2005 gefolgt von Günther Oettinger.

Unter dem Titel "CDU intern" verlegt und druckt die Servicegesellschaft alle Mitgliederzeitschriften der baden-württembergischen CDU sowie das "Wirtschaftsforum" ihrer Mittelstandsvereinigung. Vom "CDU intern" gibt es je Stadt- oder Landkreis eine Ausgabe und überregional die Landesausgabe. Wie andere Zeitungen oder Zeitschriften sind auch die Mitgliederzeitschriften von CDU und MIT in hohem Maße auf Inserate angewiesen.

Wir wurden handelseinig, was umso beachtlicher ist, als ich bei Aufnahme meiner Tätigkeit noch nicht in der Nähe meines neuen Wirkungskreises wohnen konnte. Ich musste jeweils am Sonntagabend von Hamburg anreisen und die Woche über in einem möblierten Zimmer wohnen. Mein Aktionsradius begann mit dem Rhein-Neckar-Kreis, dem größten Landkreis von Baden-Württemberg, umfasste später zusätzlich die Städte Heidelberg und Mannheim, und endete schließlich mit Mannheim als dem für meine Tätigkeit bestem Einsatzgebiet.

Als selbstständiger Repräsentant im Außendienst habe ich Öffentlichkeitsarbeit für CDU und MIT betrieben. Ich habe Unternehmer über die Tätigkeit von CDU und MIT informiert, ihre Positionen erläutert, Kritik entgegen genommen und, soweit möglich, Kontakte hergestellt. Ich habe für politisches Engagement von Unternehmern geworben und aufgezeigt, wie wichtig es ist, dass sich auch Unternehmer politisch engagieren und sich bei den politischen Entscheidungsträgern Gehör verschaffen.

Mitgliedsanträge habe ich ebenso dankbar entgegengenommen und weitergeleitet wie Anzeigenaufträge, ohne die die Mitglieder-Publikationen nicht erscheinen könnten. Für Anzeigenaufträge habe ich eine branchenübliche Provision erhalten, alles andere geschah ehrenamtlich. Ich habe nicht für Spenden geworben. Wer sie angeboten hat, den habe ich an den für seinen Wohnsitz zuständigen Orts- oder Kreisverband verwiesen.

Selbstredend, dass man eine solche Tätigkeit nur erfolgreich betreiben kann, wenn man glaubwürdig ist. Nachdem meine Tätigkeit bei STATT Partei inzwischen mehrere Jahre zurücklag und STATT Partei leider in der Bedeutungslosigkeit versunken war, tat ich mich nicht schwer, in Baden-Württemberg Mitglied der CDU und ihrer Mittelstandsvereinigung zu werden und mich dafür auch zu engagieren.

Ich beendete diese Tätigkeit, als ich 65 wurde. Das war zwar nicht zwangsläufig; hinzu kam aber, dass wir aus familiären Gründen aus dem Einsatzgebiet wegzogen. Wenngleich auch diese Tätigkeit mit meinen Erfolgen als Angestellter nicht zu vergleichen war, war sie doch „unter´m Strich“ die erfolgreichste Form der Selbstständigkeit. 

 

Mediengestaltung (2006 – 2012)

Nachdem es uns 2006 aus familiären Gründen nach Niefern-Öschelbronn im Enzkreis verschlagen hatte, suchte ich mit 65 und damit als Rentner eine interessante Tätigkeit, mit der sich auch noch etwas Geld verdienen ließe. Da fiel mein Blick auf ein kleines Inserat in der Pforzheimer Zeitung, mit der eine Stuttgarter Internetagentur einen Lehrgang zum Webmaster anbot. Seit es das Internet gibt, war das schon immer so etwas wie ein Traum für mich, selber eine Homepage bzw. Website erstellen zu können.

Ich war schon gegen Ende der neunziger Jahre, den Anfangszeiten des Internets, vom Erfolgspotenzial eines eigenen Internetauftritts überzeugt. Da ich es aber damals selbst noch nicht konnte, habe ich mir in Hamburg für meine Tätigkeit als Unternehmensberater vom Telefonbuchverlag Dumrath & Fassnacht eine Homepage bauen und stets aktualisieren lassen. Das war zu einer Zeit, wo selbst viele große Unternehmen noch keine Homepage hatten. Da sie von Inhalt und Design gut gelungen war, benutzte der Verlag meine Homepage als Demonstrationsobjekt für Schulungen und Akquise.

In dem Stuttgarter Lehrgang erfuhr ich, weshalb es heutzutage auch ohne Programmierkenntnisse möglich ist, Websites zu erstellen. Das ermöglichen so genannte Content Management Systeme (CMS). Mit dieser Software, die es von verschiedenen Anbietern gibt, werden die Vorgaben des Webmasters in HTML-Code übersetzt. CMS-basierte Websites zeichnen sich darüber hinaus durch ihre Änderungsfreundlichkeit aus, weil Gestaltungselemente (Layout), Texte und Bilder getrennt gespeichert und damit unabhängig voneinander zu aktualisieren sind.

Nach Lehrgang und internetbasierter Prüfung nach dem Multiple-Choice-Verfahren durfte ich mich "Zertifizierter CMS-Webmaster" der Schweizer Worldsoft AG nennen, von der dieses CMS-System stammt. Der Veranstalter meines Lehrgangs fungierte als Regionalcenter von Worldsoft für Baden-Württemberg. Einige Jahre später schnitt übrigens das CMS-System von Worldsoft bei einer unabhängigen Vergleichsstudie als eines der besten der Welt ab.

Mit diesem Zertifikat als vertrauensbildender Maßnahme gewann ich meine ersten Kunden. Ich konnte zudem anhand von zahlreichen Referenzbeispielen auf der Website von Worldsoft zeigen, was andere Webmaster mit derselben Software und derselben Ausbildung geschafft haben. An Aufträgen verdiente ich auf zweierlei Weise: Auf direktem Wege für die Gestaltung der Homepage und indirekt durch eine Provision von Worldsoft für die unlösbar damit verknüpfte Vermittlung des Auftrags zur Bereitstellung des CMS-Systems auf Mietbasis und des Speicherplatzes dafür (Hosting). Machten Kunden nicht von der Möglichkeit Gebrauch, ihre Homepage selbst zu aktualisieren, übernahm ich auch das für eine kleine monatliche Pauschale.

Webdesign betrieb ich drei Jahre lang alleine. Nachdem Sohn Alexander den Fernlehrgang "Grafikdesign am PC" der Studiengemeinschaft Darmstadt (SGD) mit "Sehr gut" abgeschlossen hatte, taten wir uns in einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts zusammen, der „A. Reichert - Atelier für Mediengestaltung GbR“ mit Sitz in Bad Herrenalb, später dann Bad Dürrheim. Der Leistungsumfang bestand in der Gestaltung von Printmedien und Websites mit allem, was dazugehört und seitens der Kunden nicht beigestellt wurde. Ferner boten wir die Bearbeitung fremder Videos an, z.B. die Aktualisierung des Imagevideos eines Unternehmens.

Die Kunden waren mit unserer Arbeit durchweg zufrieden, wie folgende Beispiele zeigen:

"Die Homepage und auch Ihre Collage im Wartezimmer kommt bei den Patienten sehr gut an... Auch Pharmareferenten äußern sich interessiert bis begeistert." (Dr. med. Wolfgang Böhme, Facharzt für Allgemeinmedizin, Naturheilverfahren, Master of Public Health, Mühlacker-Enzberg, am 24.07.2007)

"Ein Patient schickte mir eine E-Mail mit Komplimenten für unsere Homepage und einem Sonderlob für unseren Webmaster." (Dr. med. Christoph Müller, Facharzt für Allgemeinmedizin, Pforzheim, am 15.12.2007)

"... und deshalb schenke ich ihm mein ganzes Vertrauen." (Dr. med. Peter Olles, Facharzt für Orthopädie, Bad Wildbad, am 25.02.2009, in einem Video-Statement) "Vielen Dank für Ihre Weihnachtsgrüße und die tolle Internetpräsentation unserer Kanzlei." (Günter Oden, Steuerberater in Waldbronn, Anette Steinhilber & Kolleginnen, am 23.12.2009)

Uns war schon zu Beginn unserer Zusammenarbeit klar, dass es heutzutage eher mit Webdesign als mit Grafikdesign möglich sein würde, an Aufträge zu kommen. Als aber auch dieses immer schwerer wurde, haben wir die gemeinsame Selbstständigkeit zum 31.12.2012 beendet und die GbR aufgelöst. Wir mussten einsehen, dass Unternehmer, die eine Homepage wollen, sie inzwischen auch haben; und wer noch keine hat, der will auch keine. Um die kleine Grauzone von Unentschiedenen, die möglicherweise irgendwann mal so etwas wollen, schlägt sich ein Überangebot von Anbietern.

Zudem wurden für die Unentschiedenen Homepagebaukästen immer attraktiver, weil sie für wenig Geld immer besser wurden. Sohn Alexander hatte bis dahin nur eine Ausbildung in Grafikdesign und meine eigenen Kenntnisse waren zu schmalspurig auf das Content Management System von Worldsoft ausgelegt. Damit hätte ich keinem potenziellen Kunden helfen können, der ein anderes System verwendet. Insofern war es ein konsequenter Schritt, dass Sohn Alexander nach Aufgabe der GbR an einem mehrjährigen Lehrgang über Webdesign teilnahm, das also im Gegensatz zu mir von der Pike auf gelernt und dann auch mit einem sehr guten Ergebnis abgeschlossen hat. Mehr dazu finden Sie auf seiner unternehmerischen Website.